Mit der Konstruktion, Restaurierung
und Katalogisierung von Sonnenuhren beschäftigen sich die ca. 60
Mitglieder des Arbeitskreises Sonnenuhren in der Deutschen Gesellschaft für Chronometrie.
Dass hinter Sonnenuhren durchaus mehr stecken kann als ein Industrieprodukt aus dem Garten-Center, mag vielleicht das Exemplar dieser schönen Sonnenuhr im alten Ortskern von Ciona bei Lugano (Tessin, Schweiz) verdeutlichen. Diese Sonnenuhr von 1813 war für den Autor dieser Seiten der Anlass, sich näher mit derartigen Zeitmessern zu beschäftigen. Es fällt auf, dass nicht nur die normale Zeit angezeigt wird. Das Ende des Schattens auf dem Zifferblatt gestattet nämlich auch das Ablesen der italienischen Stunden. Bei diesen ist der Zählbeginn zum Zeitpunkt des Sonnenuntergangs. Der Tag wird dabei bis zum nächsten Sonnenuntergang in 24 Stunden eingeteilt. Eine aus der Südrichtung nach Westen abweichende Wand-Sonnenuhr - wie hier - zeigt daher mit einer horizontalen Geraden den Sonnenuntergang an. Bildet man aus der abgelesenen Zeit die Differenz zu 24, so hat man ganz leicht ermittelt wie lange die Sonne noch über dem Horizont steht: Eine Information, die uns die Armbanduhr in der Regel nicht verrät.
Nördlich der Alpen ist diese Zählweise der italienischen Stunden wenig verbreitet - man findet z.B. in Deutschland, österreich und der Nordschweiz bei historischen Sonnenuhren hauptsächlich die Anzeige der Wahren Ortszeit.
Zum Wahren
Mittag, das ist dann, wenn die Sonne ihren höchsten Stand erreicht hat
und genau im Süden steht, ist es 12 Uhr Wahrer Ortszeit. In der Regel
haben Sonnenuhren, die diese Zeit anzeigen, einen Schattenstab, der
parallel zur Erdachse steht. Die Mittagslinie geht bei diesen Uhren
vom Fusspunkt des Stabes senkrecht nach unten. Um 12 Stunden
differierende Stundenstrahlen stehen sich bezüglich des
Stabfusspunktes genau gegenüber - ein erstes Kriterium, um zu
entscheiden, ob eine Sonnenuhr richtig konstruiert ist.
Neben vielen falsch konstruierten Sonnenuhren ist es auch leider die Unwissenheit vieler Zeitgenossen, die zur weit verbreiteten Annahme führt, Sonnenuhren gingen falsch. Zusammen mit der Umstellung von Winter- auf Sommerzeit und der Zeitgleichung (hervorgerufen durch die ungleichmässige Bahngeschwindigkeit der Erde und die Neigung der Erdachse gegen die Ekliptik) kann es in den Sommermonaten zu Abweichungen von über eineinhalb Stunden gegenüber der gesetzlichen Zeit kommen.
Durch eine jahreszeitlich angepasste Versetzung der
Stundenstrahlen gelingt es, die Mitteleuropäische Zeit
anzuzeigen. Dabei erhalten die Stundenlinien eine Form, die der einer
Acht ähnlich ist.
Der Arbeitskreis Sonnenuhren trägt Standorte ortsfester Sonnenuhren zusammen und gibt diese in Katalogform heraus. Wenn Sie Sonnenuhren-Standorte (auf der ganzen Erde) kennen, dann geben Sie doch bitte eine kurze Nachricht. Einfach Adresse der Sonnenuhr (bei Kirchen nach Möglichkeit den Namen) mit einer kurzen Beschreibung. Vielen Dank!
Bevor Sie mir eine e-mail schreiben, möchte ich Sie auf die umfangreiche Linksammlung (sundial links) hinweisen, die ich zusammengestellt habe. Antworten auf häufig gestellte Fragen finden Sie hier.
Sonnenuhren -
Deutschland und Schweiz
Ein Buch mit Standortinformationen zu über 8200 Sonnenuhren in den Ländern Deutschland und Schweiz sowie eine Einführung in die Sonnenuhren-Kunde.